Die Strabag SE ist ein weltweit tätiges, europäisches Aktienunternehmen mit Hauptsitz in Wien. Zum Leistungsprofil des etwa 75.000 Mitarbeiter starken Unternehmens gehören Schlüsselfertig-, Ingenieur-, Spezialtief- und Tunnelbau.

Status quo in Sachen Digitalisierung

Die Vision des „digitalen Bauprojekts“ verfolgt der Konzern als europäischer Technologiepartner für Baudienstleistungen (im deutschen Markt bekannt unter den Hauptmarken ZÜBLIN und STRABAG) bereits seit Anfang der 2000er Jahre. Building Information Modeling (BIM) wurde im STRABAG-Konzern unter der Bezeichnung BIM 5D® für die Bauindustrie konkret definiert, konsequent weiterentwickelt und seither erfolgreich bei Projekten eingesetzt.

Dazu werden die firmeninternen Methoden und Standards weiterentwickelt und eingeführt, Schulungsmaßnahmen verstärkt und die notwendige IT-Infrastruktur ausgebaut. Die beschleunigte Einführung von BIM 5D® wurde per Vorstandsbeschluss verabschiedet. Außerdem wurde ein eigenes Ausbildungsprogramm für STRABAG-Mitarbeiter zum BIM-Manager etabliert.

Die Digitalisierungsstrategie des Unternehmens

Das Vorbild lieferte die Automobilindustrie, deren Werkzeuge methodisch auch im Bau anwendbar sind. Aus diesen Überlegungen heraus legte das Unternehmen im Jahr 2000 die ersten Grundlagen für BIM 5D®. Erste Projekte sowie BIM 5D®-Konzernstandards und Vorlagen wurden erarbeitet. Seit 2007 wurde innerhalb des STRABAG-Konzerns eine solide Grundlage für das BIM-basierte Arbeiten geschaffen. Die Ausprägung von BIM im STRABAG-Konzern mit selbst weiterentwickelten Werkzeugen nennt sich seither BIM 5D®. Seit 2008 gilt BIM 5D® zudem als eigenständige Wortmarke und eigenständige Abteilung.

Hemmnisse aus Unternehmenssicht

In angelsächsischen Ländern hat sich die Methode schneller durchgesetzt. Eine einfache Übersetzung und Anwendung in Deutschland war nicht ohne weiteres möglich, da eine Übertragung an die kulturellen und rechtlichen Vorbedingungen notwendig wurde. Zudem galt und gilt es teils heute noch zu kommunizieren und das Bewusstsein zu schaffen, dass BIM eine Methode und keine Software ist. Der Nutzen wird dabei phasen und Gewerke-übergreifend realisiert. Hinzu kommen heterogene Wissensstände bei Auftraggebern und Nachunternehmern sowie der Bedarf an Schulungen zur Arbeitsweise mit BIM.

Ziele des Einsatzes von BIM

„Unser Ziel beim Einsatz von BIM ist nicht, personelle Rationalisierungsprozesse anzuregen. Wir wollen vielmehr unsere Bauprojekte besser planen, realisieren und betreiben und dadurch eine wesentlich höhere Kosten-, Planungsund Terminsicherheit generieren. Dies intern zu kommunizieren und jede Einzelne beziehungsweise jeden Einzelnen mitzunehmen, das hat sich das Management zur Aufgabe gemacht“, erklärt Herr Fedele di Catrano, Gruppenleiter BIM-Management.

Auswirkungen des Digitalisierungsprozesses und der Einführung von BIM auf die Mitarbeiter

Der Prozess der Digitalisierung bringt neue Arbeitsweisen mit sich. Die Einführung der hierfür erforderlichen Technologien, Arbeitsweisen und veränderten IT-Infrastrukturen wird durch gezielte Weiterbildungsmaßnahmen der Mitarbeiter begleitet. Seit 2012 hat die STRABAG das BIM 5D®-Schulungsprogramm deutlich verstärkt und ausgebaut. Zudem kam das neue Berufsbild BIM-Manager auf, für das STRABAG ein eigenes internes Ausbildungsprogramm entwickelt und etabliert hat. „Die Akzeptanz der Digitalisierungsstrategie und hiermit verbundener kollaborativer Arbeitsweisen ist in unserer Belegschaft sehr groß – vermutlich auch, weil Werte wie „Innovationsfreude“ und „Partnerschaftlichkeit“ in unserer Unternehmenskultur festgeschrieben sind und unser Konzernmotto „TEAMS WORK.“ für uns keine leere Worthülse, sondern gelebte Realität ist“, führt Herr Fedele di Catrano näher aus.

Aufgaben verändern sich in fast allen Tätigkeitsfeldern

Zusätzlich zu dem bereits erwähnten Berufsfeld für BIMManager durchdringt die Digitalisierung nahezu alle Tätigkeitsfelder, sowohl im kaufmännischen, technischen als auch gewerblichen Bereich.

Neue Berufsfelder wurden identifiziert

Neben den klassischen Bauberufen im Team mussten Software-Entwickler, Programmierer und 3D-Artists neu identifiziert werden „Ferner bilden wir aber auch intern BIM-Managerinnen und -Manager aus und bereiten sie für ein breites Aufgabenfeld vor“, so der BIM-Manager.

Einbindung der Mitarbeiter

Der Konzern hat die sogenannte STRABAG Zukunfts- initiative ins Leben gerufen, in der Themen wie zum Beispiel BIM 5D®, die Vernetzte Baustelle, LEAN- Construction sowie das bereits seit 25 Jahren praktizierte Partneringverfahren „teamconcept“ gebündelt und vorangetrieben werden. „Indem wir also nicht nur auf Neues, sondern auch, auf Bewährtes und vor allem auf unsere Teamarbeit setzen, gestalten wir unsere Arbeitswelt von morgen. Durch Grundlagenschulungen, Ausund Weiterbildungsoder Trainee- programme wurden unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf den Transformationsprozess vorbe- reitet. Natürlich werden die entsprechenden Stellen im Konzern, wie HR oder Betriebsrat, in Personalund Organisationsentwicklungsfragen eingebunden und arbeiten „BIM-Karrieremodelle“ gemeinsam aus“, erläutert Herr Fedele di Catrano.

Eine intensive Kommunikation und Aufklärung über BIM war erforderlich

Es war eine intensive Kommunikation und Aufklärung über BIM und dessen Potenziale notwendig, um den Nutzen zu verdeutlichen und Bedenken zu disku- tieren. BIM ist ein Querschnittsthema und wird bei der STRABAG länderund organisationsübergreifend betrachtet.

„People First“, eine Initiative des wertschätzenden Miteinanders unterstützt die Einbindung der Mitarbeiter

Heute hat der Konzern eine Digitalisierungsstrategie mit dem Namen „Faster Together 2022“. Ein Bestand- teil davon ist die Initiative „People First“. „Als lernende Organisation achten wir auf ein wertschätzendes Miteinander und ein sicheres Arbeiten, fördern die starke Teamkultur und schaffen attraktive sowie zukunftsfähige Arbeitsplätze. Darüber hinaus fördern wir die Vernetzung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sowie einen länder- und organisationsübergreifenden Erfahrungsaustausch auf Arbeitsebene"

Der Veränderungsprozess braucht Zeit und die Menschen Raum für Dialog

Ab 2000 haben sich Pioniergeister und Vorreiter in dem Bereich BIM 5D® gesammelt und konnten ein Grundverständnis bei Kollegen und Entscheidungsträgern gleichermaßen bewirken. „Damit waren wir früh dran, vielleicht manchmal zu früh. Bei aller Geschwindigkeit in der Digitalisierung dürfen wir nicht aus den Augen verlieren, dass Veränderungsprozesse ihre Zeit brauchen, und Menschen Raum für Dialog benötigen, um Fragen und Bedenken zu adressieren“, erläutert Fedele di Catrano.

Tipps für andere Bauunternehmen

STRABAG ist als Konzern sehr dezentral und regio- nal aufgestellt. Es gibt keine einheitliche Lösung zur Digitalisierung und speziell zur Einführung von BIM, das muss marktund unternehmensspezifisch zugeschnitten sein. Hilfreich jedoch sind das Commitment des Top Managements, das vorab entgegengebrachte Vertrauen in die Mitarbeiter, der Mut zur Veränderung und die Bereitschaft zur Transparenz.

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